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SPIEGELUNGEN | FlächenTiefenSelbsbetrachtungen

13.6.2019 - 27.7.2019

Informations

With

Susanne M.Winterling, Niklas Goldbach, Alex Lebus, Nezaket Ekici, Marta Sforni, Alexandra Baumgartner, Daniele Buetti, Nasan Tur, Sali Muller, Ilona Kalnoky, Eberhard Bosslet, Anna Steinart, Thomas Rentmeister.


SPIEGELUNGEN | FlächenTiefenSelbstbetrachtungen
zusammengestellt von Harald Theiss

In der zeitgenössischen Kunst finden sich viele Arbeiten, die mit reflektierenden Spiegelflächen zwischen sozialgesellschaftlicher Deutung und Selbsterkenntnis einzuordnen sind. Der Spiegel ist Material und Gegenstand diskursiver Bearbeitung und Bezüge. Als Objekt der Darstellung hat er kultur- und kunsthistorisch seit Jahrhunderten eine große Bedeutung: von Selbstbetrachtungen, dem Abbild der Seele bis hin zum Motiv des Vergänglichen, von Übergängen realer Welten in magische Parallel-Universen. Und dabei war er zu Beginn nur eine Wasserfläche. Der symbolische und formal ästhetische Aspekt, aber auch der psychologische und virtuelle Blick in der Spiegelikonographie spielt bis heute eine wesentliche Rolle. Die Eigenschaft der glänzenden Fläche, eine weitere Ebene sichtbar zu machen, bedingt und erlaubt andere Wahrnehmungen und bringt die Betrachter*innen dazu, den Blick auf sich selbst und das eigene Umfeld zu werfen. Der Spiegel ist ein Medium, von Selbstwahrnehmungen, von Ich-Konstruktionen und von reflektierten Flächen und Räumen. Spiegelbilder sind einmalige und flüchtige Erscheinungen, die wieder verschwinden. Dabei stellt sich die Frage: was haben wir gesehen?

Seine komplexe und vielschichtige Wahrnehmungsbedeutung ist viel untersucht und beschrieben worden. Vor allem der Text von Jaques Lacan über das Bilden der Ich-Funktion spielt in der Auseinandersetzung mit Bildtheorie und Kunstproduktion eine wesentlich Rolle. Demnach läßt sich über das Spiegelbild, d.h das Erkennen des Eigenen und Bekannten im Spiegel auch unsere Wahrnehmung des Fremden und Anderen ablesen. Und Jean-Paul Sartre erklärt die Entstehung des Selbstbewusstseins im Anblick des Anderen. Auf diese Weise entstehen Bilder über das andere Ich und gleichzeitig lassen sich Differenzen und Stereotypen erkennen. Als Metapher der Reflexion erweitert der Blick in den Spiegel die Selbsterkenntnis und Selbstbetrachtung. Die Ausstellung versammelt unterschiedliche aber auch verwandte künstlerische Positionen, die das Wechselverhältnis des Betrachters zur passiven Fläche untersuchen und ihn über die Konfrontation mit dem Abbild gleichzeitig zum Handeln auffordern. Dabei geht es weniger um die inszenierten und
konstruierten Spiegelbilder, die Selfies, sondern eher um den Versuch, mit künstlerischen Mitteln Fragen nach Identität, Geschlechterrollen und (Selbst)-Repräsentanz vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen zu stellen.

Der flüchtige und vergängliche Moment wird von den Künstler*innen nicht festgehalten. Es ist der Reiz, eine weitere Ebene sichtbar zu machen. Sie blicken auch auf die andere Seite, „hinter“ den Spiegel. Über Inversionen entstehen eine Vielfalt von imaginären Spiegelungen und neue Perspektiven. Ihre filmischen, fotografischen, installativen oder auch malerischen Arbeiten erzeugen eine andere Wahrnehmung: das narzisstische Spiegelbild und der darin erkennbare Raum ist gestört oder verschwindet. Der Blick auf sich selbst wird zurückgeworfen. Betrachten wir die Spiegelbilder genauer, öffnen sich uns Ambivalenzen, abwechselnd von realen und virtuell abstrakten Flächen, von Innen- und
Außenräumen, von Stimmungen und Zuständen, in der sich Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft spiegeln. Die Faszination für das reflektierende aber auch verzerrende Material mit dem erkundet wird, lässt Begegnungen mit sich selbst überdenken. Es ist nicht mehr nur der auf sich selbstgerichtete Blick eines künstlerischen Narziss, sondern vor allem der dem Betrachter zugewandte und sich selbst spiegelnde Blick und damit auch einer, der gesellschaftliche Befindlichkeit reflektiert.

Bei den für die Ausstellung zusammengeführten künstlerischen Positionen sind den reflektierten Flächen Grenzen gesetzt. Und dennoch öffnen sich im Spiegelmotiv für die Betrachtung neue darin spiegelnde Wahrnehmungsflächen und damit auch die Fähigkeit in den Erfahrungsräumen gesellschaftliche Deutungsebenen und sich selbst zu erkennen.

Mit der Sound-Installation Glasakt, eine Treppe heruntersteigend von Susanne M. Winterling und der Vorstellung, imaginäre Bruchstellen zu hören, übertreten die Ausstellungsbesucher am Eingang die Schwelle in eine Spiegelwelt, in der möglicherweise nichts ist, wie es scheint zu sein. Es werden Schritte hinter die reflektierende Fläche gemacht. Sichtbar und mit einer geradezu physischen Präsenz werden die Glasrisse in Niklas Goldbach FOR WHAT IT'S WORTH I, II einem Szenario von Innen und Außen, von unklarer Beteiligung und Beobachtung. Brüchige Machtverhältnisse und ein undurchsichtiges Wechsel- und Rollenspiel identischer Protagonisten thematisiert er auch im Video TEN. In seiner vielfachen Selbstspiegelung ist das Original nicht mehr zu identifizieren. Es ist ein Spiegelbild von Selbstgenügsamen, bei denen die soziale Kommunikation untereinander nicht mehr zu funktionieren scheint. Dabei geht es Goldbach weniger um autobiografische Referenzen oder die Abbildbarkeit des Selbst, sondern vielmehr um eine gegenwärtige gesellschaftspolitische Interpretation mit Akteuren, die nicht mehr klar zuzuordnen sind.

Über Schichten und Überlagerungen öffnet sich ein Erinnerungsraum in der Collage Frau aus der Kamera von Susanne M. Winterling eine sich spiegelnde Fläche von Dahinter, Darunter und Davor. Gleichzeitig kann sie als das Eintauchen in die persönliche Geschichte der Künstlerin gedeutet werden. Vielschichtiges Porträt oder Selbstporträt? Es sind nicht eindeutig zuzuordnende Bilder, die an Wasserflächen denken lassen. Der undurchsichtige Blick aus dem Inneren wird zur Konfrontation mit dem anderen Anblick bzw. Ich. Die Selbstreflexionen und Selbsterkenntnisse verhandelt Alex Lebus eher kritisch, nicht ohne mit ihren Arbeiten mit Spiegelschrift auch den Betrachter einzubeziehen. Wer ist gemeint? Es entsteht ein Wechselspiel zwischen Ich und Wir, welches die sozialen Beziehungen thematisiert. Sie stellt mit ihrer präzisen und knappen Wortwahl existenzielle Fragen nach Wahrheit, Sein und Schein. Die Spiegelbilder von Lebus sind weniger abbildend, sonder vielmehr sinnbildend. Die vertrauten Bildnisse in der mehrteiligen Spiegelarbeit von Lebus, Frauen im Krieg sind ikonographisch aufgeladen, reflektieren sie nicht nur den neuen Raum, sondern auch die Betrachter und machen uns auf diese Weise zu Komplizen ihrer Geschichten - es sind ähnliche Biografien: als Skulpturen von Männerhand gehauen, verhandelt die Künstlerin auch deren Beziehungen im Leben zu Männern neu. Aus Opfern werden in abstrakt gekleideten Spiegelrüstungen Kämpferinnen. Bei der Auswahl der Portraits von u.a. Eurydike, Maria Magdalena, Medea, Lukretia, der Heiligen Theresa, war der nach innen gerichtet Blick entscheidend.

Narziss und die Geschichte mit seinem Spiegelbild ist künstlerische oft verarbeitet worden. Am bekanntesten ist die Darstellung im Gemälde von Caravaggio. Nezaket Ekici greift das mythologische Bild in Self Deliverance auf und erfindet dafür ein anderes Ende. Auch ist sie selber als Frau, die in die spiegelnde Fläche blickt und den Stein wirft - ihr Ebenbild bleibt selbst im zerbrochenen Spiegel erhalten und schön. Auf diese Weise überwindet sie die Leerstelle bei Caravaggio und erzählt die Geschichte als ein Befreiungsakt. Mit einer Kamera ausgerüstet wird ihr Selbstbildnis zunächst zum medialen Spektakel, welches sie gleichzeitig als perfekte Projektion selber wieder zerstört.

Gestört ist der Anblick ebenfalls in den seriell angelegten Monotypien Mirror (Black) von Marta Sforni: die Eigenschaft der Spiegelung einer weiteren Ebene verschwindet. Sfornis Spiegelbilder reflektieren nicht und verweigern so das eigene Spiegelbild. Tiefe fragmentierte schwarze Flächen sind zu sehen, in die man sich hineindenken muss. Es entstehen andere Erkenntnisse. Der subjektive Blick ist hier nach innen gerichtet und geht hinter den dunklen Spiegelflächen weiter. Der Zweifel an der Darstellung von Selbstbetrachtungen und Ich- Vielheiten wird von der Sehnsucht nach Vergangenheit und möglicherweise auch der Suche nach der Wahrheit ersetzt. Neue Seh- und Denkebenen jenseits des Bekannten und Vertrauten reflektiert die perspektivische Konstruktion Reversion von Alexandra Baumgartner, bei der die ortsbezogene Raumsituation neu verhandelt wird. Durch die Umkehrung des Motivs ergibt sich eine anthropomorphe Form, die Assoziationen offen lässt. Erst in der Spiegelung wird das Motiv lesbar und bekommt seine reale Darstellung zurück. Die Betrachter blicken in einen abgründigen Raum, in dem die Decke zum Boden wird, Oben und Unten an Bedeutung verlieren, Nähe und Distanz spürbar werden. Bei den Portraits verwendet Baumgartner oft vorgefundenes historisches aber zumeist anonymes Material, mit dem sie neue surreal anmutenden Arrangements konstruiert, so auch in Introspection, einer ihrer letzten Installationen.

Daniele Buetti eignet sich in Are you talking to me ebenfalls ein fremdes „Gesicht“ an und fordert zum (Selbst)Gespräch auf. Über eine Art fragmentiertes und collagiertes Portrait thematisiert er das klassische Genre in digitalen Zeit und verbindet Popkultur mit den gegenwärtigen Bedürfnis nach Selfies und Selbstinszenierungen. Und dennoch hinterfragt Buetti mit der sich spiegelnden Leerstelle in der Mitte des Gesichts die gegenwärtigen identitätsbildenden Vorbilder und fordert damit auf unsere eigenes Bild von gesellschaftsrelevanten Zusammenhängen und Gegenwart zu finden. Ähnlich ist die persönliche Konfrontation mit dem eigenen Spiegelbild in den Arbeiten von Nasan Tur, mit denen er kritisch Fragen zu gesellschaftsrelevanten Themen und unsere Haltung dazu stellt: Who am I, I am not afraid oder Now. Über leere Sprachblasen im Spiegel werden Antworten gesucht. Auf diese Weise fordert der Blick in die reflektierende Fläche zum nachdenken auf und regt die Kommunikation an. Tur's Arbeiten sind politisch aufgeladen und hoch aktuell. Auf diese Weise stellt er sich in eine Tradition von Künstlern, die versuchen, sich mit der täglichen Flut bedrückender Berichte in den Medien auseinanderzusetzen.

Sali Muller hingegen faltet in Pro und Kontra den Spiegel und dekonstruiert den Raum und die sich darin reflektierenden Bilder. In The Missing Part erlauben die Spiegelobjekte teilweise wieder das zurückgeworfene Bild. Die Flächen sind zerschnitten und hinterlassen Leerstellen. Auf diese Art werden Räume und Betrachtungen fragmentiert, weitergedacht und neu geformt. Immer wieder anders spiegelt, erzeugt und hinterläßt die kinetische Bodeninstallation sszzzsss II von Ilona Kálnoky flüchtige Raumreflexionen, in denen sich auch die anderen ausgestellten Werke auf unerwartete Weise neu präsentieren. So entstehen vielschichtige Illusionen und Perspektiven, die den allgemeinen Blick und die Wahrnehmung erweitern.

Das Spiel mit dem eigenen Anblick ist in den Arbeiten von Eberhard Bosslet ein Wahrnehmungsexperiment. Seine oft ungewöhnlich zusammengesetzten Objekte sind ausschließlich Produkte unserer heutigen industriellen und technologisierten Warenwelt. Mit seinen spezifischen Raumsituationen und Materialkonstellationen interpretiert er unsere Wirklichkeit und verweist auf Prozesse. Das Bild wird durch die Bearbeitung des vertrauten Alltagsgegenstands verzerrt zurückgeworfen. Innere und äußere Spiegelbilder und Zustände werden hinterfragt und neu konstruiert. Das Portrait im Spiegel von Anna Steinert ist maskenhaft bis grotesk verzerrt. Es erscheint als eine Bildmetapher von Ichkonstruktionen oder kann als ein Zitat von unterschiedlichen Rollen und Motiven der Kunstgeschichte interpretiert werden - aber nur auf den ersten Blick. Vielmehr wird hier das Abgründige zugelassen und dargestellt: ein Narrenbild als Spiegel für gesellschaftliche Situationen, Verhältnisse und Zustände.

Radikaler ist der ungeklärte Eingriff in die Spiegelfläche bei Thomas Rentmeister. Mit einem uns allen vertrauten Produkt aus der Pflegeindustrie „verschmiert“ er in Ohne Titel (Penatencreme) den Blick in den alltägliche monochrome Spiegelgegenstand, ja verschmutzt ihn und hinterlässt Spuren. Es ist das spielerische Spiel mit der Wahrnehmung im Spannungsfeld von Kunst und Leben, welches sein gesamtes Werk prägt und mit dem er immer wieder neu die unterschiedlichen Realitäten und Zusammenhängen erprobt. Es sind oft entlarvende Hinweise oder besser Zustandsberichte, die Rentmeister in seinen Arbeiten verhandelt und verwandelt, dabei spielen wiederkehrende Materialien eine nicht unwesentliche Rolle. Im kollektiven Gedächtnis verankert ist der Geruch von Penatencreme, der in und Menschen unterschiedlichen Assoziationen und Wirkungen auslöst und zwischen intimen Kontakt und nacktem Körper „berühren“.

Bei den für die Ausstellung zusammengeführten künstlerischen Positionen sind den reflektierten Flächen Grenzen gesetzt. Und dennoch öffnen sich im Spiegelmotiv für die Betrachtung neue darin spiegelnde Wahrnehmungsflächen und damit auch die Fähigkeit in den Erfahrungsräumen gesellschaftliche Deutungsebenen und sich selbst zu erkennen.

Texte: Harald Theiss
Kunsthistoriker | Kurator | Autor

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REFLECTIONS | SurfacesDepthsSelfObservations
organized by Harald Theiss

In contemporary art, there are many works whose reflective surfaces invite a classification somewhere between acts of societal interpretation and self-awareness. The mirror is a material and an object of discursive work and references. As an object of representation, it has had a great significance for centuries in terms of cultural and art history: from selfobservations, the image of the soul, to the motif of the ephemeral, from the transitions of real worlds into magical, parallel universes. And, at the beginning, it manifested in the water’s surface. The symbolic and formally aesthetic aspect, but also the psychological and virtual gaze into the mirror’s iconography, still plays an essential role today. The ability of the glossy surface to make another plane visible requires and allows for different perceptions and compels viewers to look at themselves and their own environment. The mirror is a medium of self-perception, of ego-constructs and of reflected surfaces and spaces. Mirror images are unique and fleeting phenomena that appear and disappear. This raises the question: What did we just see?

Its complex and multilayered meaning for perception has been much studied and described. Above all, the writing of Jacque Lacan on the formation of the ego-function plays an essential role in the examination of visual theory and artistic production. Accordingly, our perception of the stranger and others can be read through the mirror’s reflection, that is, the recognition of one’s own and known in the mirror. And Jean-Paul Sartre explains the emergence of self-awareness in the look or regard of the other. In this way, images are created by the other person, and simultaneously differences and stereotypes can be recognized. As a metaphor for reflection, the gaze into the mirror expands self-awareness and selfobservation. The exhibition brings together different but also related artistic positions that examine the viewer’s relationship to the passive surface and simultaneously calls him or her to action through confrontation with the image. It is less about staged and constructed mirror images, or selfies, but rather about the attempt by artistic means to ask questions about identity, gender roles and (self-)representation against the backdrop of societal change.

The fleeting and transitory moment of reflection is not held captive by the artists. Instead, it is the allure to make further levels visible. They also look to the other side, “behind” the mirror. Inversions create a variety of imaginary reflections and new perspectives. Their cinematic, photographic, installational and painterly works generate an other perception: the narcissistic mirror image and the space recognizable in it is disturbed or disappears. The view of oneself is thrown back. If we look more closely at the mirror images, there appear ambivalences, alternating between real and virtual abstract surfaces, between interior and exterior spaces, moods and states, in which the past, present and future are reflected. Fascination with the reflective but also distortive material explores way of making it possible to rethink encounters with oneself. It is no longer just the self-directed view of an artistic narcissist, but above all the gaze of the observer reflecting on him or herself, and thus one that reflects the social state of mind.

With the sound installation Glasakt, eine Treppe heruntersteigend by Susanne M. Winterling and the idea of hearing imaginary fractures, the exhibition visitors enter across an auditory threshold into a world of mirrors, in which perhaps nothing is as it seems. Footsteps also come from behind the reflective surface.

Visible and with a directly physical presence are the glass cracks in Niklas Goldbach FOR WHAT IT'S WORTH I, II a scenario of inside and outside, of unclear participation and observation. Brittle power relations and an opaque interplay/roleplay of identical protagonists are also addressed in his video TEN. In his multiplicative self-reflection, the original can no longer be identified. It is a mirror image of self-sufficient beings, in which social communication appears to have ceased to function. Goldbach is less concerned with autobiographical references or the visual reproducibility of the self, but rather with a contemporary sociopolitical interpretation with actors that can no longer be clearly assigned.

Through layers and overlays, a space of memory opens up in the collage Frau aus der Kamera by Susanne M. Winterling, a reflective surface of “behind, below and before”. At the same time, it can be interpreted as an immersion in the personal history of the artist. Is it a multi-layered portrait or self-portrait? They are unclearly attributable images that are also reminiscent of water surfaces. The obscure view from within becomes a confrontation with the look of the other, or self. Alex Lebus negotiates self-reflection and self-observation rather critically, not without confusing the viewer using reflected mirror writing in her works. Who does she have in mind? With the interplay between the “I” and “We”, she thematizes social relations and, with her precise and concise choice of words, asks existential questions about truth, being and appearance. She refers to “Generation Me”, which is characterized by self-improvement, self-actualization and self-optimization, but not without pointing to the potential of “We”. Lebus’s mirror images are less illustrative, rather more sense-invoking.

The familiar portraits in the multi-part mirror work of Lebus, Frauen im Krieg, are iconographically charged, they reflect not only the new space, but also the viewer and make us in this way accomplices of their stories - they have similar biographies: as sculptures carved by the hand of men, the artist also renegotiates their relationships in life with men. Victims become fighters in abstractly dressed mirror suits of armor. When choosing the portraits of Eurydice, Maria Magdalena, Medea, Lucretia, Saint Theresa among others it was the common inward-looking gace of their faces determining the selection of this historical portraits.

Narcissus and the story with its mirror image has often been artistically processed. Best known is the representation in the painting by Caravaggio. Nezaket Ekici takes up the mythological image in her work Self Deliverance and invents another end. She is also a woman who looks into the reflecting surface and throws the stone - her image remains even in the broken mirror beautiful. In this way, she overcomes the void in Caravaggio painting and tells the story as a liberation act. Equipped with a camera, her self-portrait becomes a medial spectacle, which the artist destroys at the same time as a perfect projection. In the serial monotypes Mirrors (Black) by Marta Sforni, the view into the mirror is disturbed: the capacity of reflecting a further layer disappears. Their mirror images do not reflect, and they deny their own reflection. Deep, fragmented black surfaces are to be seen, in which the viewer must mentally project him or herself. There are other insights. The subjective view is directed inwards and continues behind the dark mirror surfaces. Doubt about the representation of self-observation and the multiplicity of selves is replaced by the longing for the past and possibly also the search for the truth.

New levels of vision and thought beyond the familiar and intimate are reflected by the perspectival construction Reversion by Alexandra Baumgartner in which the site-specific spatial situation is renegotiated. The reversal of the motif results in an anthropomorphic form that leaves associations open. Only in the reflection does the subject become readable and get back his or her real representation in return. The observer gazes into an abysmal space where the ceiling becomes the floor, where the top and bottom lose importance, where closeness and distance are felt. In her mostly photographic portraits Baumgartner often uses found historical but mostly anonymous material, with this she constructs new surrealistic arrangements, as in Introspection, one of her last installations.

Daniele Buetti also takes on a foreign "face" in Are you talking to me and asking for (self) conversation. Using a kind of fragmented and collaged portrait, he addresses the classical genre in digital time and combines pop culture with the current need for selfies and self-staging. And yet Buetti with the reflecting blank space in the middle of his face questions the present identity-forming role models and thus demands to find our own image of socially relevant contexts and the of the presence. Similarly, the individual confrontation with the own reflection in the work of Nasan Tur, with whom he questions on critical socially relevant issues and our position to it: Who am I, I am not afraid or Now - by empty speech bubbles in the mirror answers are searched. Looking into the reflective surface challenges us to think and stimulates communication Tur's work is politically charged and highly topical. In this way he places himself in the tradition of artists who are trying to deal with the daily flood of oppressing reports in the media.

Sali Muller conversely fold the mirror in Pro und Kontra and deconstructs the space and the images reflected in it. She thereby creates an infinite replication. In The Missing Part the mirror objects partially allow the reflected image once again. The surfaces are dissected, leaving behind gaps. In this way, spaces and reflections are fragmented, but also further thought out and reshaped. Again and again the kinetic floor installation sszzzsss II by Ilona Kálnoky creates and leaves fleeting spatial reflections in which the other exhibited works also unexpectedly present themselves in an unexpected way. This creates complex illusions and perspectives that expand the general view and perception.

Play with one’s own look is in the works of Eberhard Bosslet an experiment in perception. His often unusually assembled objects are exclusively products of our current industrial and technological world of commodities. With his specific spatial situations and material constellations he interprets our reality and refers to processes. The reflected image is distorted by editing the familiar everyday object. Inner and outer mirror images and states are questioned and reconstructed. The portrait in the mirror by Anna Steinert is masked to grotesquely distorted. It appears as an image metaphor of ego constructions or can be interpreted as a quotation of different roles and motives of art history - but only at first glance. Rather here the abyss is admitted and shown: an image of a full as a mirror for social situations, relationships and conditions.

Even more radical is the unclear interference in the mirror surface in the work Ohne Titel (Penatencreme) by Thomas Rentmeister. With a familiar product to us all from the body care industry, he "blurs" the view into the everyday monochrome mirror object, pollutes the surface and leaves traces. It is the playful play with the perception in the field of tension of art and life, which characterizes his entire work and with which he repeatedly tries out the different realities and contexts. There are often revealing hints or better status reports Rentmeister negotiates and transforms in his work, while recurring materials play a not insignificant role in his work. Anchored in the collective memory is the smell of Penatencreme, which causes us humans different associations and effects, between intimate contact and naked body.

In the artistic positions that have been brought together for the exhibition, there are limits to the reflective surfaces. And yet, in the mirror motif, new surfaces of perception reflected in it are opened for consideration, and thus, in experiential spaces, opens the ability to recognize social levels of meaning and ultimately oneself.

Texts
Harald Theiss
art historian | curator | writer

Translation | Benjamin Busch

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Group show curated by Harald Theis.

 

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